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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 135

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
135 (ober Kaisers) Kammerknechte'. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann die Ansicht, daß das Vermögen der Kammerknechte biesen nur precario b. H. als eine Vergünstigung gehöre, mithin vom Kaiser jeber-zeit zurück genommen werben könne. Da aber dieser den Jubenschutz-zoll oft an anbere (Städte, Fürsten, Bischöfe) aus Zeit ober für immer verlieh, teils um feine Verpflichtungen den Belehnten gegenüber bamit zu tilgen, teils um ihnen eine Gunst zuzuwenben ober in schwierigen Lagen sie zu unterstützen, so übten balb auch anbere Mächte als der Kaiser das Recht aus, von den Juben jeberzeit zu sorbern, was sie brauchten. „Im Gerichtsverfahren war der Jube, soweit es den Zeugenbeweis anbelangt, jebem anbetn Fremben gleichgestellt; bagegen wanbte man gegen ihn anbere Beweismittel an, beiten sonst nur Leibeigene unterlagen: man unterwarf sie den Gottesurteilen und der Tortur, freilich erst im späteren Mittelalter. Auch würde der Jube später, obgleich das Tragen der Waffen ihm verboten war, zum Zweikampfe genötigt. Der Jubeneib würde mit häßlicher Spitzsinbigkeit ausgebilbet, sowohl was die Worte betrifft, die der Jube zu sprechen hatte, als in Rücksicht auf feine Kleibung und fein sonstiges Verhalten währenb des Schwures. Schon in karolingischen Jubengefetzen hieß es: ,Streue Sauerampfer zweimal vom Kopf aus tm Umkreis feiner Füße; wenn er schwört, soll er bastehen, und in seiner Hand die fünf Bücher Mosis halten, gemäß feinem Gesetz, und wenn man sie nicht in hebräischer Sprache haben kann, so soll er sie lateinisch haben.' Der Schwabenspiegel aber bestimmt: ,Er sol uf einer suwe hüte (Schweinehaut) stan unde suln diu fiunf buchern Moysy vor im ligen, unde sol im diu rehte hant in dem buoche ligen unz an das riste b. H. bis ans Gelenk. Nach andern Vorschriften sollte der Jube auf nacktem Körper einen grauen Rock und Hosen ohne Vorsüße (unsere Heutigen Strümpfe) anhaben, einen spitzen Hut auf dem Rock tragen und auf einer in Lammblut getauchten Haut stehen. Die älteste Formel des von den fränkischen Königen aufgestellten Jubeneibes lautete: ,So wahr mir Gott helfe, der Gott, welcher Moses das Gesetz auf dem Berge Sinai gab; möge mich der Aussatz verschonen, der über Raemann und Siri kam; möge mich die Erbe verschlingen, wie sie Dathan und Abiron verschlang; ich habe tu dieser Sache nichts Böses gegen btch verschulbet.- Die Strafen wiber die Juben würden an manchen Orten schärfer und vor allen Dingen schimpflicher gestaltet als bei christlichen Verbrechern.

2. Renaissance und Humanismus - S. 22

1916 - Leipzig [u.a.] : Teubner
22 B. Deutschland reit, und bald bist du weit in dieser Philosophie vorgeschritten. Sie selbst bietet dir Ersatz für die Gelehrsamkeit des Geistes, denn keinem teilt sie sich lieber mit als den einfältigen herzen... Sie stößt keinen zurück, wenn nicht einer sich selbst zurückhält, damit er sein eigener Feind ist. Denn ich weiche durchaus von denen ab, die nicht wollen, daß die Ungelehrten das wort in ihrer Sprache lesen, hat denn Christus so verborgenes gelehrt, daß es kaum ein paar Theologen verstehen können? Liegt denn der Schirm der christlichen Religion darin, daß man sie nicht kennt ? (Es sei genug, daß die Könige ihre Geheimnisse verhehlen. Hber Christus will sein Geheimnis ausgebreitet haben, soweit nur möglich. So wünschte ich wohl, daß alle Frauen das Evangelium lesen und die Briefe des Paulus. Und wären jie doch in aller Welt Sprachen ausgegossen, auf daß Schotten und Iren, ja auch Türken und Sarazenen sie lesen und kennen lernten. Denn das Kennenlernen, das ist sicher der erste Schritt. Diele lachen dann vielleicht, aber einige sind ergriffen. Rus der Schrift soll der Bauer ein Liedchen bei der Pflugschar singen, der Weber etwas summen bei seinem Webstuhl, mit ihren (Beschichten kürze sich der Wanderer die Länge des Weges, was Christen miteinander sprechen, komme aus ihr. Denn so sind wir, wie unsere (Bespräche sind. Jeder gewinne sich aus ihr, was er kann, und zeuge von ihr, wie er kann... Edenn einer uns Christi Fußspur zeigt, da fallen wir Christen nieder und beten sie an. warum verehren wir nicht lieber sein lebendiges und atmendes Hbbild in der Schrift? wenn' man den Rock Christi ausstellt, wie weit pilgern wir nicht, um ihn zu küssen ! Aber ob du mir all sein Hausgerät weisest, nichts kann Christus mir ausdrücklicher und wahrer vor Rügen stellen als das wort des (Evangeliums. (Ein Bildwerk aus holz und Stein schmücken wir aus Liebe zu Christus mit Gold und (Edelsteinen. Hber zierten nicht Gold und (Edelsteine und alle Schätze der Welt besser das Werk, das uns Christum lebendiger wiederbringt als irgendein Bild? Denn was kann dies ausdrücken als die Gestalt des Leibes? Hber die Schrift bringt dir das lebendige Bild Christi wieder, ihn selbst, wie er spricht, heilt, stirbt, aufersteht — du könntest ihn mit den leiblichen Hugen nicht mehr erblicken. V. Aus Den Epistolae obscurorum virorum. Ein Wormser Magister an das Haupt der Dunkelmänner, (Drtwinus (Bratius in Köln, aus Rom.1 3hr habt mir (beim Rbfchieb) gesagt: Pater, wenn Ihr nach Rom kommt, seht zu, ob es neue Bücher gibt, und schickt mir etliche. Schauet nun^dji habt Ihr ein neues Buch, das hier gedruckt ist, und weil Ihr ein 1 Nach der Übersetzung von v. $. Strauß in seiner Biographie Ulrichs von Hutten.

3. Der Freischöffe von Berne - S. 114

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
Fauchen und Miauen begleitet. Wenn die Lieder verklungen sind, erhebt sich der Meister, verneigt sich dreimal vor dem Tiere und spricht zu ihm: „Großer Asmodi, Du oberster der bösen Geister, wir wissen, daß Du allmächtig bist und der Zerstörer genannt wirst. Schone unser, denn wir sind bereit zu Deinem Dienst; nimm auch den an zu Deinem Knechte, welcher heute hier erschienen ist, um eingeweiht zu werden in die Geheimnisse der Unterwelt". Nachdem der Meister diese Worte gesprochen hat, tritt der Schüler herzu, verneigt sich ebenfalls und spricht: „Großer Asmodi, ich gelobe Dir, Dir fortan zu gehorchen in allen Stücken!" Kaum hat er diese Worte gesprochen, so verlöschen alle Lichter, und nun verüben die Gotteslästerer Werke der Nacht, die jeder Beschreibung spotten. Haben sie ausgeschwelgt, so werden die Lichter wieder angezündet; der Kater ist verschwunden, aber an seiner Stelle steht ein Mann, dessen Oberkörper ist heller als die Sonne, unten aber ist er rauh und zottig wie ein Bock, und er erleuchtet mit seinem Glanze das ganze Gebäude. Der Meister rupft nun ein Stück Zeug aus dem Kleide des Neulings, reicht es dem Unholde und spricht zu ihm: „Dies, was mir gegeben ist, gebe ich Dir". Dieser antwortet: „Du hast mir bisher gut gedient und wirst mir künftig noch besser dienen und mir noch mehr Jünger zuführen; ich gebe Dir wieder, was Du mir gegeben hast!" Hierauf verschwindet er; den Tuchlappen aber gebrauchen die Verruchten von jetzt an als wirksamstes Zaubermittel. Dann gehen sie auseinander und eilen ihren Wohnungen zu, der eine hierhin, der andere dorthin. An Stelle der vertriebenen, erschlagenen und gekreuzigten Priester haben sich die Stedinger andere Männer zu Bischöfen und Priestern gewählt, welche in gottlosen Freveln ihre Brüder überbieten. Jährlich am heiligen Ostertage feiern sie ihr höchstes Fest ihrem Gott, und dabei teilen sie auch ein höllisches Abendmahl aus, wobei auch den Laien der Kelch gereicht wird, wodurch sie das hochheilige Sakrament des Altars verspotten und ver-

4. Geschichte des Mittelalters - S. 457

1854 - Weimar : Böhlau
451 freundlichere Formen, und in die Mitte des ganzen Lebens hob er die Frau, deren Verklarung ihm eine Verklärung des Lebens zu sein schien. Und siehe, da hielt ihm die Kirche das Bild einer Frau entgegen, die er anbeten und göttlich verehren sollte. Was er draußen in der Welt als höchsten Reiz geschaut, strahlte ihm wun- derbar geschmückt von heiliger Statte entgegen, und unwillkürlich beugte er das Knie vor dem Bilde des Herzens. Der Marien- dienst ist allerdings viel älter als das 11. und 12. Jahrhundert; allein erst in dieser Zeit ist er zu allgemeiner Geltung gelangt. Im Morgenlande entstanden, fand er zunächst Eingang in solche Ge- müther, welche einer Vermittlung zwischen sich und der Gottheit bedurften. Die völlige Gleichstellung Christi mit Gott, die daraus hervorgehende dogmatische Erhebung der Christusgebärerin zur Gott- gebärerin hob Maria im 5. Jahrhundert bedeutend empor, und im 6. räumte die Kirche den Marienfesten schon einen großen Raum ein. Das Abendland unterschied sich indessen hierin noch lange von der morgenländischen Kirche, und die römische zögerte der heiligen Jungfrau eine bedeutendere Stellung in ihrer Lehre zu geben. Es scheint, daß erst die lebendigen Berührungen mit der morgenländi- schen Kirche während der Kreuzzüge den Marienkultus im Abend- lande verstärkten und die römische Geistlichkeit in ihm ein Mittel entdecken ließen, die weltlichen Seelen der Kirche fester zu verbin- den. Das 12. Jahrhundert ist die Blüthezeit des Mariendienstes; Leben, Glaube, Poesie werden von ihm erfaßt, und die Vereh- rung der Himmelskönigin mit einer Inbrunst und zugleich mit ei- ner Naivität gepflegt, wie sie nur einer Zeit möglich waren, in welcher sich neben der feinsten Schwärmerei die nackteste Natürlich- keit fand. Der Dienst der himmlischen Frau hatte auf die Stel- lung des irdischen Weibes einen großen Einfluß; ward doch Maria nicht in abstraeter Göttlichkeit, sondern schön, anmuthig, mild, als ein Vor- und Musterbild einer Fran dargestellt. Wer die himm- lische Frau zum Gegenstand seiner religiösen Verehrung machte, konnte die irdische nicht ohne weltliche Achtung und ohne zarte Behandlung lassen. Der Mariendienst stützte also die durch die Verhältnisse des weltlichen Lebens bewirkte höhere Stellung der Frauen. Die Aufgabe des Ritters war der Schutz der Kirche, der Frauen und aller Schutzbedürftigen. Der Ritter war zum Dienste zwar allen Frauen verpflichtet, doch weihte er sich einer vor allen, gab sich in ihren Dienst und suchte durch Treue und Kühnheit ihre Gunst zu erringen. Der Ritter trug die Farben der Frau und auch ein Wappenzeichen, das sie ihm gegeben hatte. Es war das bald ein Ring, bald ein Gürtel, ein Haarband, ein Schleier oder ein Aermel, den sie getragen hatte. Er befestigte das Liebeszeichen auf seinem Schilde oder seiner Lanze, und je mehr es im Kampf- spiel oder in der Schlacht zerhauen wurde, um so größer war die Freude der Dame. Die Damen verlangten bisweilen diese oder jene That des Gehorsams, welche die Geduld der Männer oder vielmehr ihren Mangel an Stolz bewundern läßt. Viele Mädchen und Weiber wissen das Glück, wenn dasselbe sie heimsucht, nicht würdig zu ertragen. Die außerordentliche Stellung, in welche der

5. Griechische Geschichte - S. 436

1882 - Nördlingen : Beck
436 Alexander in Jerusalem, aus dem geöffneten Thore entgegengehen. Als nun Alexander nahe an Jerusalem gekommen, hätten die feindseligen Nachbarn der Juden in seinem Gefolge schon gehofft und sich darauf gefreut, daß er in seinem Zorne die Stadt ihnen zur Plünderung preisgeben und den Hohepriester unter Martern werde hinrichten lassen. Aber als man nun auf einer Anhöhe, von der aus die Stadt und der Tempel übersehen werden konnte, sich begegnete, von der einen Seite das macedonische Heer, von der andern das Volk von Jerusalem in weißen Gewändern, ihm voran die Priester in ihren Amtskleidern, und an der Spitze aller der Hohepriester, angethan mit dem dunkelpurpurnen, golddurchroirften Rock und auf dem Kopfe den spitzen Hut, an dem Hut das Goldblech, auf welchem der Name Jehovas eingegraben war: da sei der König allein vorgetreten, habe vor diesem Namen die Kniee gebeugt und den Hohepriester zuerst begrüßt. Darüber habe das ganze Gefolge sich sehr verwundert und Parmenio den König gefragt, wie es komme, daß er dem Hohepriester die Ehrfurcht beweise, die soust andere ihm selbst bezeigten. Alexander habe darauf geantwortet: nicht vor diesem Manne habe ich meine Kniee gebeugt, sondern vor dem Gotte, mit dessen Oberpriestertum er beehrt ist. Denn als ich noch zu Dion in Macedonien war und im Geiste nachsann, wie ich es angreifen möchte, um Asien in meine Gewalt zu bringen, sah ich im Traume diesen Mann in dem Gewände, das er hier trägt, und er redete mir zu, nicht zu zaudern, sondern getrost hinüberzuziehen: er werde mein Heer führen und das Perserreich in meine Gewalt geben. Da ich nun hier zuerst diesen Mann wiedersehe, hoffe ich unter göttlichem Geleite meinen Zug begonnen zu haben, das Perserreich zu stürzen und alles, was ich vorhabe, auszuführen. Darauf - erzählt Josephus weiter — sei der König in Begleitung der Priester in die Stadt und sodann in den Tempel gegangen, habe auch nach Anweisung des Hohe-Priesters Gott ein Opfer gebracht und nachmals, da man ihm in den Weissagungen des Propheten Daniel* die Stellen zeigte, nach denen ein Grieche dem Perserreich ein Ende machen sollte, sich der Vorherverkündigung gefreut, im zuversichtlichen Glauben, daß sie keinem anderen als ihm gelte. Das Volk habe viel Gutes vom Könige empfangen und zahlreich sich seinem Heere angeschlossen, da er zusagte, daß der Kriegsdienst der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten nicht hinderlich sein solle. Durch die Wüste, die Palästina und Ägypten trennt, zog Alexander * Tan. 10, 11. tsupwhi , M! im ii! Ui) M r> Wlj»

6. Die alte Geschichte - S. 41

1872 - Münster : Coppenrath
41 Unterdessen kamen ismaelitische Kaufleute mit ihren Kameelen aus dem Gebirge dahergezogen. Da sprach Inda zu seinen Brdern: Was hilft es uns, wenn wir unfern Bruder umbringen? Es ist besser, da wir ihn verkaufen, er ist doch unser Bruder." Und sie zogen ihn wieder aus der Cifterne und verkauften ihn an die ismaelitifchen Kaufleute. Joseph weinte und flehete; aber da half nichts, die fremden Männer nahmen ihn mit sich nach Aegypten. Die Brder aber tunkten den Rock des Joseph in das Blut eines geschlachteten Ziegenbockes, schickten ihn so dem Vater und lieen ihm sagen: Diesen Rock haben wir gefunden, siehe, ob es der Rock deines Sohnes ist." Jakob kannte ihn sogleich und schrie vor Schmerz laut auf: Ja, es ist der Rock meines Sohnes, ein wildes Thier hat meinen Joseph gefressen!" Er zerri seine Kleider (da war ein Zeichen der hchsten Trauer bei den Israeliten) und weinte unaufhrlich um seinen Sohn. Seine brigen Kinder kamen, ihn zu trsten;, aber fr ihn war kein Trost mehr. ,Ich," seufzete er, vor Jammer werde ich bald zu meinem . Sohne in's Grab Hinunterfinken." Die Jsmaeliten verkauften den Joseph an Putiphar, einen vornehmen Aegyptier. Joseph diente seinem Herrn treu und redlich, und darum war auch Gott stets mit ihm. Putiphar gewann den Jngling sehr lieb. Einst aber wollte das bse Weib des Putiphar ihn zu einer Snde verfhren. Joseph aber sprach: Wie kann ich dieses Uebel thun und gegen meinen Gott sndigen!" Sie wollte ihm beim Mantel festhalten. Er aber lie den Mantel im Stich und floh davon. Das bse Weib verklagte ihn nun bei ihrem Manne, als habe der fremde Jngling sie zum Bsen verfhren wollen, und damit er ihr um fo eher glaubte, zeigte sie ihm den Mantel. Da ward der Herr zornig und lie ihn augenblicklich in's Gefngni werfen. Aber Gott war mit ihm und lie ihn Gnade finden vor dem Kerkermeister. Dieser bergab ihm die Aufsicht der alle Gefangenen. Unter diesen war auch der Bcker und Mundschenk

7. Teil 2 - S. 97

1882 - Leipzig : Brandstetter
Bibel, Predigt und Kirchenlied im 15. Jahrhundert. 97 Derselbe Verfasser erzählt an anderer Stelle: „An unseres Herrn Himmelfahrt geht der Propst (von Neuwerk) mit dem Konvente in das Feld hinaus, alle in seidene Kutten gehüllt und den Leib in Gold- und Silberwerk; vor sich her läßt er einen seidenen Sessel tragen mit seidenem Teppich und seidenem Kissen gedeckt, den die Träger während des Tragens hoch empor über ihr Haupt halten. Wenn sie nun an den bestimmten Ort gelangt sind, so setzt der Propst sich darauf, und alle Brüder stehen zu den Seiten vor ihm mit Kreuzen und Fahnen. Dann kommt ihm in jenes Feld die ganze Stadt entgegen, und die Brüder und Geistlichen singen: Salve festa dies, Victimae paschali und ähnliches, worauf das Volk immer nach jeder einzelnen Strophe durch Absiugung passender Gesänge und deutscher Lieder antwortet. Dann erhebt sich der Propst und folgt der Prozession und hinter ihm alles Volk bis in die Kirche." Ein anderes Zeugnis für den Gebrauch deutscher religiöser Volkslieder findet sich in der Reisebeschreibung: „Wie ich, Jost Artus, gezogen bin mit andern ins heilige Land und was ich sah und erfuhr auf dieser Pilgerfahrt." Jost Artus, der Barbier und Lautenschlager, erzählt nämlich auch, was er auf feiner Pilgerfahrt, die er 1483 nach Jerusalem unternahm, nebst seinen Gefährten gesungen habe. Wie sie sich der Stadt Venedig näherten: „Aber wir waren alle heiter und froh und sangen: In gotes namen raren wir Und sind in diesem schiffe hier u. s. w. Und später an der Küste von Palästina: „Da segelten wir weiter mit frohem Herzen und erblickten endlich das heilige Land. Da fangen wir mit frohem Mnte und heller Stimme: Sei uns gegrüßt Du heiliges lant, Wo unser Christ Sein leiden vant. Da wir nun dem Lande nahe waren und demselben zusteuerten, sangen wir fröhlich: In gotes namen varen wir Und nahen uns dem Hafen." Im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, im Jahre 1492, beschloß die Synode zu Schwerin: „Auch setzen wir fest und befehlen, daß jeder Priester unseres Sprengels, wenn er das Amt der Messe gesungen hat, Gloria in excelsis, das Credo . . . singen soll; oder es sollen die Geistlichen ein anderes Responsorinm oder ein deutsches Lied statt der oben angeführten singen." Hat also Luther in dem Dichten deutscher geistlicher Lieder schon manchen Vorgänger gehabt, so bleibt ihm doch das unzweifelhaft große Verdienst, dem deutschen Liede den ihm gebührenden Platz in der Kirche erkämpft Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. Ii. 7

8. Teil 1 - S. 423

1882 - Leipzig : Brandstetter
der deutschen Juden im Mittelalter. 423 einem andern Jndenkirchhofe zu bestatten. Verletznngen der Begräbnisplätze waren verboten, doch kehrten sich weder Landesherren, noch Städte an solche Bestimmungen. Die Inden, von Worms mußten 1278 der Stadt eine große Summe zahlen, damit man von dem Vorhaben, die Kirchhofsmauer niederzureißen, abließ. Im Jahre 1345 erlaubte König Johann den Liegnitzern, die Grabsteine vom Judenkirchhofe zu nehmen, um sie bei der Aufführung der Stadtmauer zu verbauen. Andererseits verlangte man von den Juden, daß sie sich aller Verspottungen und Störungen des christlichen Gottesdienstes enthielten. Fränkische Reichsgesetze des sechsten Jahrhunderts verboten ihnen, sich vom grünen Donnerstag bis zu den Osterfeiertagen auf den Straßen sehen zu lassen. Das lateranische Konzil von 1215 erneuerte diese Bestimmung. Kein Christ sollte mit einem Juden zusammen essen. Ein Geistlicher verlor in einem solchen Falle sein Amt, ein Laie wurde exkommuniziert. In der Fastenzeit sollten Juden keine Fische kaufen, um den Preis derselben nicht zu verteuern. Auch besondere Badehäuser sollten die Juden sich halten. Das Verbot, christliche Dienstboten zu halten, wurde nicht immer streng anstecht erhalten; doch wurde 1472 ein Dienstmädchen bestraft, das zu einer Jüdin in Dienst gegangen und auch während der heiligen Zeiten bei ihr geblieben war. Ein Bader wurde in Strafe genommen, weil er an einem christlichen Festtage einer Jüdin zur Ader gelassen hatte. Die drückendste und die Inden am tiefsten erniedrigende Vorschrift war, daß sie an ihrer Kleidung besondere Zeichen tragen sollten. In Nürnberg mußten die Inden einen roten Hut tragen, König Sigismund gebot 1434, daß die Juden Augsburgs gelbe Ringe auf ihren Kleidern tragen sollten. Die Reichspolizei-Ordnung von 1530 verlangt auch einen gelben Ring an Rock oder Kappe, und die späteren provinziellen Polizeiordnungen sind sehr geschäftig, die Form und Größe noch genauer zu bestimmen, ja wohl auch durch beigegebene Abbildungen vorzuzeichnen. Viereckig oder rund, von gelber oder anderer Farbe, am Hut oder am Oberkleid getragen, war das Judenzeichen eine Aufforderung für die Gassenbuben, die Träger zu verhöhnen, war es ein Wink für den Pöbel, sie zu mißhandeln oder gar zu töten, war es selbst für die höheren Stände eine Gelegenheit, sie als Auswürflinge der Menschheit zu betrachten. Noch schlimmer als diese Entehrung nach außen war die Wirkung des Abzeichens auf die Juden selbst. Sie gewöhnten sich nach und nach an ihre demütige Stellung und verloren Selbstgefühl und Selbstachtung. Sie vernachlässigten ihr äußeres Austreten, da sie doch einmal eine verachtete, ehrlose Kaste sein sollten; sie verwahrlosten nach und nach ihre Sprache, da sie doch zu gebildeten Kreisen feinen Zutritt erlangen und untereinander sich durch ihr Kauderwelsch verständlich machen konnten. Sie büßten damit Schönheitssinn und Geschmack ein und wurden nach und nach teilweise so verächtlich, wie ihre Feinde es wünschten. In den Städten wohnten die Inden in besonderen Judenvierteln, an

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 507

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 507 — nächst unter den Grafen von der Mark, die ihre Herrschaft in dem Lande umher weit ausgebreitet hatten. Zahlreiche Sagen reden noch von dem Aufenthalte Karls des Großen auf der Syburg. Auf dem Chor der Kirche soll er einst mit seinen Herzögen und Gewaltigen sein Gebet verrichtet haben; auch der Papst Leo Iii. soll mit einem unzählbaren Gefolge geist- licher Fürsten auf der Syburg erschienen sein, um die heilige Stätte für den christlichen Gottesdienst zu weihen, nachdem vorher in derselben einem Götzen der heidnischen Sachsen geopfert worden war. Zur Weihe der Kirche aber soll der Papst das Wasser aus dem Brunnen erhalten haben, der in späterer Zeit der Sankt- Petersbrunnen genannt worden ist. Nach Karls des Großen Zeiten ist die Hohensyburg zerfallen; aber unter Heinrich Iv. entstand zwischen den Ringmauern der alten Feste eine neue. Vielleicht war dieselbe ursprünglich zum Schutze der zu ihren Füßen liegenden Reichsgüter bestimmt; später kam sie jedoch in den Besitz eines Rittergeschlechtes, das sich nach der Burg seinen Namen gab. Aber die Ritter von Syburg wurden Raubritter und Wegelagerer und machten die Umgegend unsicher. Unter der kräftigen Regierung des Kaisers Rudolf von Habsburg gelang es endlich dem tapfern Grafen Eberhard von der Mark, ihnen das Handwerk zu legen. Er eroberte und zerstörte die Syburg im Jahre 1287, also kurz vor der Zeit, in der Westhofen seiner Herrschaft unterworfen wurde. Nachmals ist die Burg nicht wieder aufgebaut worden. Von dem Kampfe der Sachsen aus Hohensyburg nehmen wir noch folgende Schilderung eines Geschichtsforschers auf: An einem schönen Frühlingsmorgen des Jahres 775 nach Christi Geburt wurde es auf der Sachsenfeste Sigiburgum (Hohensyburg) lebendig. Krieger standen aus der Platte und schauten ins Land hinaus. Es waren kräftige Gestalten, beinahe 2 m groß, mit blauen, kühn blickenden Augen. Das blonde Haar trugen sie in der Mitte des Kopfes ge- scheitelt und bis auf die Schulter herabhängend, wo es ringsherum glatt abgeschnitten war. Ihre Kleidung bedeckte nur teilweise den Körper. Ein kurzer, weiter Rock von rauhem Leinenzeuge, der

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 329

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 329 — Herz ihrem elenden Leben ein Ende machte. Ihre Leichname ver- moderten in eisernen Käfigen, die am Lambertustnrme aufgehängt wurden. Der Bischof nahm die Stadt wieder in Besitz, aber der evangelische Gottesdienst wurde nicht wieder hergestellt. Von den Wiedertäufern wird noch folgende Sage erzählt: Als sie einen König über das neue Jerusalem erwählt hatten, der von Davids Thron aus die Welt regieren sollte, und dieser zwölf Herzöge nach den zwölf Stämmen der Kinder Israel ernannte, fand sich auch bald eine Judith, welche die Stadt Bethulien, d. i. Münster, von dem sie belagernden assyrischen .Hauptmanne Holo- fernes, d. i. von dem Fürstbischof Franz von Waldeck, zu befreien versprach. Es war ein schönes, niederländisches Weib, welches die gefährliche Rolle übernahm und, gleich ihrem Vorbilde, mit einer köstlichen Haube auf ihren Haarflechten und schönen Gewändern angethan und mit Perlen und Geschmeide geschmückt, unter den Se- genswünschen der Ältesten die Stadt verließ und sich ins feindliche Lager begab. Ihr Vorsatz war, gleich der Judith, zu dem Fürsten zu kommen, unter dem Vorwande, ihm die Heimlichkeiten der Be- lagerten zu offenbaren und Mittel und Wege anzugeben, wie er sich leicht und ohne große Verluste in den Besitz der Stadt setzen könne. Zugleich führte sie ein feines leinenes Hemde, welches mit Goldfäden reich durchwirkt war, bei sich, um es dem Bischöfe als Geschenk anzubieten. An der Innenseite des Kragens hatte sie ein tötliches Gift verborgen, welches den Bischof, wenn er, wie sie hoffte, das Hemd tragen sollte, unfehlbar verderben würde. Aber dieser böse Anschlag wurde durch die Vorsicht der Wächter, die alles, was von Münster kam, mit argwöhnischen Augen an- sahen, vereitelt. Anstatt das Weib zum Bischof, wie es gehofft hatte, zu führen, brachten sie es gefänglich nach Bevergern, wo es anfangs leugnete, dann aber peinlich befragt, zum Geständnis gebracht wurde. Nachdem der Bifchof das Todesurteil bestätigt hatte, wurde sie bald darauf auf dem Galgenberge enthauptet, zum warnenden Beispiel allen denjenigen, die ähnliches planen sollten. So fand diese kleine Posse, wie bald darauf die größte des sechzehnten Jahrhunderts, das neue Jerusalem, ein Ende mit Schrecken.
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